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FAQ: Die wichtigsten Fragen und Antworten zur finanziellen Situation des Alpinen Museums der Schweiz nach dem BAK-Entscheid

 

Warum hat das Alpine Museum eine Rettungsaktion lanciert?
Die Kampagne „pro alps!“ ist eine Reaktion auf den Entscheid des Bundesamts für Kultur (BAK) vom 19. Juli 2017, seine Betriebsbeiträge an das Alpine Museum um über 75% zu kürzen (siehe Medienmitteilung Alpines Museum vom 19.07.2017). Bleibt es bei diesem Entscheid, droht dem Haus das finanzielle Aus. Ziel der Rettungsaktion ist es, eine möglichst grosse und breite Unterstützung für das Alpine Museum der Schweiz sichtbar zu machen. Die bisher über 7‘500 Unterstützerinnen und Unterstützer fordern den National- und Ständerat auf, den Bund bei der Finanzierung des Alpinen Museums in die Pflicht zu nehmen und eine Finanzierung im bisherigen Umfang sicherzustellen.

Welche Pflicht hat der Bund gegenüber dem Alpinen Museum?
Das Alpine Museum der Schweiz wurde 1905 gegründet und ist seit 1933 eine Stiftung von Bund, Kanton Bern, Stadt Bern und dem Schweizer Alpen-Club SAC mit dem Zweck, ein landeskundliches Museum der Schweizer Alpen zu betreiben. Mit seiner radikalen Kürzung kündigt das Bundesamt für Kultur einseitig die finanzielle Verpflichtung des Bundes als Gründer und Träger des Alpinen Museums der Schweiz auf. Es macht die seit 2012 erfolgreich umgesetzte Neuausrichtung des Museums als interaktive Plattform für Gegenwarts- und Zukunftsfragen zum Alpenraum zunichte und stellt damit seine eigenen Investitionen in diese Neuausrichtung in Frage.

Wie gross ist das Budget des Alpinen Museums und welchen Anteil macht der Beitrag des Bundesamts für Kultur aus?
Das Gesamtbudget des Alpinen Museums wurde mit der Neuausrichtung auf 3.2 Mio. CHF pro Jahr veranschlagt und wird heute wie folgt finanziert: Der Betriebsbeitrag des Bundesamts für Kultur macht 1.02 Mio. CHF aus, also gut ein Drittel des Gesamtbudgets. Eine knappe zusätzliche Million (905‘000 CHF) werden durch den Kanton Bern (790‘000 CHF) sowie durch die Stadt und Burgergemeinde Bern (115‘000 CHF) beigetragen. Die restlichen 1.275 Mio. CHF erwirtschaftet das Museum selber: über private Drittmittel (rund 500‘000 CHF, davon 200‘000 CHF durch den Schweizer Alpen Club SAC) sowie über Eigenerträge (775‘000 CHF durch Eintritte, Vermittlungsangebote, Shop, Restaurant, Raumvermietungen und Gönnerbeiträge). Durch die Reduktion des jährlichen Betrags des Bundesamts für Kultur von 1.02 Mio. CHF auf 250‘000 CHF fehlt in der Kasse des Alpinen Museums künftig jedes Jahr ein Betrag von 770‘000 CHF.

Kann das fehlende Geld des Bundesamts für Kultur nicht durch private Stiftungen kompensiert werden?
Das Alpine Museum der Schweiz weist momentan einen Eigenfinanzierungsgrad von 40% aus (Eigenmittel plus private Drittmittel). Dies ist eine vorbildliche Zahl für eine Kulturinstitution, zeigt aber gleichzeitig, dass das Potenzial bereits gut ausgeschöpft ist und es daher praktisch unmöglich sein dürfte, einen substantiellen Betrag von 770‘000 CHF pro Jahr zusätzlich durch private Drittmittel zu generieren. Zudem zeigen zahlreiche Beispiele aus der gesamten Schweiz, dass es eine enorme Herausforderung ist, eine langfristige Finanzierung des Betriebs einer Kulturinstitution durch private Geldgeber sicherzustellen. Bei befristeten Projekt- und Investitionskosten ist die Ausgangslage besser.

Wieso spricht das Alpine Museum davon, dass die Kürzung existenzbedrohend ist? Kann das Haus nicht einfach sein Programm an die neue finanzielle Realität anpassen?
Natürlich könnte man auch mit minus 770‘000 CHF pro Jahr ein Museum betreiben. Aber man würde ein Museumsverständnis und ein gewonnenes Museumsprofil aufgeben, das sich seit dem Jahr 2012 erfolgreich als nationale Plattform für Bergthemen mit einer gesamtschweizerischen Ausstrahlung und einem breiten Vermittlungsangebot etabliert hat. Der Entscheid der eidgenössischen Räte im Jahre 2011, dem Alpinen Museum ab 2014 neu 1’020'000 CHF pro Jahr (statt 520‘000 CHF) an Bundesmitteln zur Verfügung zu stellen, war an den Auftrag (siehe nächste Frage) gebunden, der in den Jahren seither umgesetzt wurde – dies im Wissen, dass der Bund und der Kanton Bern die künftigen Hauptträger des Alpinen Museums sein werden. Im Jahr 2015 ist der Kanton dem Bund gefolgt und hat seinen Betrag von 550‘000 auf 780‘000 CHF erhöht.

Wie kann man den neuen Auftrag des Alpinen Museums zusammenfassen?
Der neue Auftrag lautet, relevante Gegenwarts- und Zukunftsfragen des Alpenraumes aufzugreifen, das Museum in eine Plattform der Debatten zu verwandeln und die gesellschaftliche Auseinandersetzung aktiv zu suchen. Das tut das Alpine Museum seit 2012 mit Ausstellungen im Stammhaus in Bern und weiteren Tourneeproduktionen im nationalen und internationalen Alpenraum sowie mit zahlreichen Veranstaltungen und Kooperationen innerhalb und ausserhalb des Museums. Seit der Neupositionierung erreicht das Alpine Museum als immer noch relativ kleine Institution ein grösseres Publikum, eine viel grössere Medienresonanz und Anerkennung aus der Fachwelt aus dem In- und Ausland, etwa durch die Nomination für den Europäischen Museumspreis im Jahr 2013. Die Ausweitung der Tätigkeit, die hinter dem gewachsenen Budget des Alpinen Museums steckt, hat mit Inhalten, Zielen und Wirkungen zu tun. Wenn man über die Verträglichkeit von Kürzungen spricht, muss man also auch über wegbrechende Inhalte und Wirkungen sprechen. In einem zeitgenössischen Museumsverständnis reicht es nicht mehr, dass Museen Kulturspeicher sind, die in erster Linie Objekte von früher bewahren und diese in einer Dauerausstellung öffentlich machen. Die Aufgabe von Museen hat sich im letzten Jahrzehnt ausgedehnt: Heute erwarten wir von Museen gesellschaftliches Engagement, eine hohe Kommunikationskompetenz und Möglichkeiten der breiten gesellschaftlichen Teilhabe. Das bedeutet in der Konsequenz: mehr Leistungen, gutes Personal und ein angemessener Finanzierungsbeitrag. Um den 2012 erfolgreich eingeschlagenen Weg weiterzugehen, braucht das Alpine Museum der Schweiz auch weiterhin ein Budget von rund 3 Mio. CHF.

Wie war die Situation des Alpinen Museums vor der Neupositionierung?
Das Haus bespielte zwei Stockwerke mit einer Dauerausstellung aus dem Jahr 1993, hatte kaum Personal und Mittel, national wahrgenommene Sonderausstellungen zu realisieren, führte Kommunikation und Vermittlung in Personalunion in einer Teilzeitstelle, war medial kaum präsent und wurde vorwiegend lokal wahrgenommen. Im Jahr 2010/2011 stellte sich für den Stiftungsrat mit der Neubesetzung der Museumsleitung die Grundsatzfrage: Entweder muss das Haus geschlossen werden oder es erfolgt eine radikale Neupositionierung mit einer neuen Finanzierung.

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